

Earth Overshoot Day: Was uns der Tag über den Zustand der Welt sagt.
Der Erdüberlastungstag bezeichnet den Tag, an dem die Menschen alle Ressourcen verbraucht haben, die uns die Erde in einem Jahr bereitstellen kann. Dieser Tag rückt ist immer früher im Jahr. 2024 war der Earth Overshoot Day am 1. August – und dieses Jahr? Mehr denn je heißt es: Ressourcen schonen. Wir verraten, wie das richtig gut funktioniert.
Um was geht's beim Earth Overshoot Day?
Der Earth Overshoot Day, auch bekannt als Welterschöpfungstag oder Erdüberlastungstag, wird jedes Jahr vom Global Footprint Network berechnet. Der Earth Overshoot Day soll veranschaulichen, wie viel mehr Ressourcen die Menschheit verbraucht, als die Erde nachproduzieren kann. Aktuell verbrauchen wir weltweit so viele Ressourcen, als ob wir 1,75 Erden zur Verfügung hätten.
Erdüberlastungstag: Der ökologische Fußabdruck der Menschheit.
Die Berechnung des Earth Overshoot Day basiert auf dem ökologischen Fußabdruck – deinem Maß für die Ressourcen, die jeder Mensch benötigt, um seinen Konsum zu decken. Diese Berechnung berücksichtigt nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch die Ressourcennutzung in Bereichen wie Landwirtschaft, Wasserverbrauch und Rohstoffe. Der Earth Overshoot Day zeigt deutlich, dass der menschliche Konsum auf einem nicht nachhaltigen Niveau stattfindet. Mit ihrem jetzigen Lifestyle verbraucht die Menschheit 1,75 Erden pro Jahr. Wir nutzen also 75 % mehr Ressourcen, als die Erde nachbilden kann.
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Erdüberlastungstag: Weltweites Länder-Ranking.
Vor allem der Lebensstil der Industrienationen verschlingt Ressourcen und schadet dem Planeten. Nebeneffekt des Konsums ist der hohe CO2-Ausstoß. Die G20-Staaten sind laut Statistische Bundesamt für 81 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Die größten Kohlenstoffdioxidemittenten unter den G20-Mitgliedern sind China, die USA und die EU.
Wann ist der Earth Overshoot Day 2025?
Der Earth Overshoot Day rückt laut Global Footprint Network im Jahr immer weiter nach vorne. 1990 war er Mitte Oktober, Anfang der 2000er-Jahre Mitte September, und mittlerweile fällt schon auf Ende Juli, Anfang August. Der Earth Overshoot Day fiel 2024 laut Global Footprint Network auf den 1. August, der Erdüberlastungstag für das jahr 2025 wird am 5. Juni 2025 bekannt gegeben.
Erdüberlastungstag für Deutschland am 3. Mai 2025.
Der Erdüberlastungstag wird auch für jedes Land einzeln berechnet. Würde etwa die ganze Welt leben wie die USA, bräuchte man die Ressourcen von über fünf Erden. Würden alle Menschen leben wie die Deutschen, bräuchte man drei Erden. Entsprechend früher im Jahr sind die Country Overshoot Days. Der German Overshoot Day fällt 2025 sogar schon auf den 2. Mai 2025. Würden alle Menschen auf der Erde so viele Ressourcen verbrauchen wie die Deutschen, wäre der Erdüberlastungstag an diesem Tag. Wie andere Länder beim Overshoot Day abschneiden, siehst du hier:
Wie die folgende Tabelle zum Earth Overshoot Day zeigt, ist beim Welterschöpfungstag ein klarer Trend erkennbar. Und der verheißt nichts Gutes für die Menschheit: Der globale Erdüberlastungstag findet seit Jahrzehnten immer früher statt beziehungsweise rückte das Datum zuletzt nicht weiter nach hinten im Jahreskalender (mit Ausnahme zur Corona-Hochphase).
Tabelle: Datum & Entwicklung des weltweiten Erdüberlastungstag seit 1970.
2024 | 1. August |
---|---|
2023 | 2. August |
2022 | 1. August |
2021 | 3. August |
2020 | 16. August |
2015 | 5. August |
2010 | 10. August |
2005 | 27. August |
2000 | 25. September |
1990 | 14. Oktober |
1980 | 8. November |
1970 | 30. Dezember |
Quelle: overshootday.org
So wird der Erdüberlastungstag berechnet.
1970 fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 29. Dezember. Das ist heute kaum mehr vorstellbar. Doch wie werden die Daten und die Entwicklung des Earth Overshoot Day eigentlich errechnet?
- Basis der Berechnung ist die Biokapazität der Erde. Das ist die Fähigkeit der Erde, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe wie zum BeispielTreibhausgase abzubauen.
- Die Biokapazität stellt man dem globalen ökologischen Fußabdruck gegenüber. Dieser misst, wie viele natürliche Ressourcen die Menschheit verbraucht.
- Ist der menschliche Verbrauch der Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“ – der ökologischen Verschuldung beziehungsweise Ausbeutung.
- Vereinfacht lautet die Formel zur Berechnung: Biokapazität der Erde / Bioverbrauch der Erde * 365 Tage.
Quelle: Welthungerhilfe/Global Footprint Network
Fragwürdige Berechnung: Kritik am Earth Overshoot Day.
Der Earth Overshoot Day ist inzwischen ein mediales Ereignis: Medien in aller Welt berichten über den Tag beziehungsweise über den nationalen Country Overshoot Day. Kein Wunder, denn das Bild der ökologischen Schulden und des Auf-Pump-Lebens ab Tag X ist ja auch sehr plakativ und gut zu vermitteln. So hat sich der Earth Overshoot Day unter den vielen Umwelt-Aktionstagen, die es über das Jahr hinweg gibt, zu einem der wichtigsten und bekanntesten gemausert und findet viel Beachtung.
Im Prinzip ist das Konzept und die Herangehensweise auch gut, finden wir. Denn so oder so regt es zum Nachdenken an. Und dass viele Menschen und Firmen über ihre Verhältnisse leben, ist auch eine Tatsache. Es wird aber vergessen, dass es einige Fragen und Kritik an dem Aktionstag gibt. Wir fassen zwei Hauptkritikpunkte des Erdüberlastungstags hier zusammen.
1. Starke Vereinfachung einer komplexen und ausbaufähigen Berechnung.
Das Global Footprint Network wirbt damit, die Wissenschaft hinter den Berechnungen sei so "einfach wie Zufußgehen". Simpel ist die Methodik aber schon deshalb nicht, weil die Flächenbedarfe für verschiedene Länder und Nutzungsarten mit mehreren Ausgleichs- und Umrechnungsfaktoren sowie mit globalen Durchschnittswerten bearbeitet werden, um sie vergleichbar zu machen. Hinter dem Fußabdruck steht vielmehr ein komplexes und kritisiertes Rechenverfahren, mit dem Flächenverbrauch für Siedlungen, Ackerbau, Viehweiden, Fischerei, Waldprodukte und die Entsorgung der CO2-Emissionen ermittelt werden. Der Earth Overshoot Day ergebe sich am Ende aus dem Verhältnis von weltweit vorhandener zu benötigter Nutzfläche. Eine problematische Formel, weil sie andere Umweltfolgen des Konsums außen vorlässt.
Die globale Erwärmung ist per se aber kein Flächenproblem, wie es das Global Footprint Network vorzugeben scheint. Wenn mehr CO2 auf kleinerer Fläche gebunden werden könnte, würde sich der Indikator verbessern, obwohl die Emissionen gleich blieben.
Das Global Footprint Network räumte bereits selbst Schwachstellen im Rechenprozess ein. Es würden in die Berechnung "weder alle menschlichen Ansprüche, die um Raum konkurrieren, noch alle Gebiete, die Dienstleistungen erbringen, in die aktuellen Bewertungen einbezogen", heißt es. Am Ende ist der Erdüberlastungstag also eine stark vereinfachte Annahme komplexer Realität, die aber vielen derartigen Tagen zugrunde liegt. Dieses Dilemma hat der Earth Overshoot Day so gesehen nicht exklusiv.
2. Übergewichtung von CO2 beim Earth Overshoot Day.
Dass trotz der Probleme bei der zugrunde liegenden Berechnung jedes Jahr ein Earth Overshoot Day mit einem globalen ökologischen Fußabdruck verkündet wird, liegt an den CO2-Emissionen. Sie spielen die zentrale Rolle bei der Berechnung des Fußabdrucks.
Das Global Footprint Network setzt in seinem Budget nämlich an, welche Waldfläche nötig wäre, um alle menschlichen Emissionen biologisch in Holz einzulagern statt wie jetzt in der Luft – eine Strategie, die niemand im globalen Klimaschutz ernsthaft verfolgt. Leider. Und zudem werden Wälder ja wieder gerodet und CO2 wird frei, die Funktion der CO2-Senke gilt dann nicht mehr. Kohlenstoffspeicherung in Wäldern war in den Daten von 2022 für 60 % des Flächenbedarfs der Menschheit verantwortlich, schreibt spektrum.de. Dabei werde das Kohlendioxid, das der Ozean aufnimmt, in der Formel einfach abgezogen – ohne ökologische Schäden durch die Versauerung der Meere einzubeziehen. Lässt man das Klima außen vor und zieht nur Faktoren wie Ackerland, Wald und Fischerei heran, wird die Gesamtbilanz erstaunlicherweise sogar positiv: Die Menschheit würde demnach nur 68 % der Biokapazität nutzen, die ihr eigentlich zur Verfügung steht, so spektrum.de.
Überlastete Erde: Wo wir viel zu viele Ressourcen verbrauchen.
Kritik hin oder her: Der Earth Overshoot Day veranschaulicht die Auswirkungen unseres konsumintensiven Lebensstils auf den Planeten und erinnert daran, dass wir zu stark auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Wie sehr sich die Welt verändert, sieht man besonders an schmelzenden Gletschern, verschwindenden Seen, Monokulturen oder austrocknenden Landschaften wie in Spanien.
5 Tipps: Wie du deinen Ressourcenbedarf senkst.
Nicht alle, aber viele sollten runter von unserem Konsumtrip. Die Menschheit hat die Kapazitäten der Erde fast erschöpft, der ökologische Fußabdruck ist zu groß. Es reicht nicht, nur CO2 einzusparen. Wir sollten tatsächlich unseren Ressourcenverbrauch insgesamt senken. Wasser, Biomasse und Böden sind überlebenswichtig für uns und die Umwelt. Es braucht einen bewussten Lebensstil, um den Erdüberlastungstag wieder später im Jahr zu haben. Das können wir im Alltag dafür tun:
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Wie Ressourcenverbrauch auch in Deutschland zum Problem wird.
Der Erdüberlastungstag zeigt uns die Grenzen auf, die es eigentlich gibt, die die Menschheit mit ihrem Konsum und Ressourcenverbrauch aber ignoriert.
Ein Beispiel für den ökologisch maßlosen Umgang mit unserem Planeten ist Wasserstress. Wasserstress, also akuter Wassermangel durch Trockenheit oder Ausbeutung von Wasserreserven, bedeutet ein steigendes Risiko für Umweltprobleme und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Phänomen wird immer mehr zum Problem – und bedroht laut ThinkTank World Ressources Institut schon jetzt rund ein Viertel der Weltbevölkerung.
2019 hat die Denkfabrik 17 Länder ausgemacht, die unter besonders großem Wasserstress leiden. Darunter sind: Indien, Katar, Iran, Israel und auch San Marino. Neben Nordafrika und dem Mittleren Osten wird Wasserknappheit im Mittelmeerraum längst zum Problem.
Wasserstress: Deutschland verliert so viel Wasser wie im Bodensee ist.
Auch Deutschland hat längst ein Problem mit Wasserknappheit. Laut Analysen der Satellitenmission „Grace“ ist Deutschland eine der Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Die Grace-Satelliten messen Veränderungen der Schwerkraft der Erde, die zum Beispiel durch den unterschiedlichen Wassergehalt in Grundwasserkörpern entstehen. Expert:innen zufolge liegt der Wasserverlust seit der Jahrtausendwende pro Jahr bei 2,5 Kubikkilometern. Oder anders ausgedrückt: Seit dem Jahr 2000 hat Deutschland so viel Wasser verloren, wie im Bodensee ist. Krass.Und apropos Bodensee: 2025 hatte er den zweitniedrigsten Pegel seit Beginn der Messungen, weil es zu wenig regnet und immer weniger Schmelzwasser aus den Bergen kommt.
Auch mit der Ressource Fläche sollten wir sparsamer umgehen. In Deutschland werden unzählige Quadratkilometer an Fläche versiegelt. Für neue Straßen, Gebäude und Gewerbegebiete. Die Bodenversiegelung in Deutschland hat sich seit 1992 erheblich beschleunigt. Zwischen 1992 und 2022 wuchs die Fläche für Siedlung und Verkehr um insgesamt 11.598 km², was einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von etwa 386 km² entspricht. Dieser Trend hat besonders in den letzten Jahren zugenommen. Die Zunahme der versiegelten Flächen hat negative Auswirkungen auf den natürlichen Wasserhaushalt, da weniger Regenwasser versickern kann, was zu erhöhtem Hochwasserrisiko und Verlust von Lebensräumen führt. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, strebt die Bundesregierung an, den täglichen Flächenverbrauch bis 2030 auf unter 30 Hektar zu reduzieren.
Wir alle können mehr Ressourcen sparen, als Einzelpersonen aber auch in der Wirtschaft. Unternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie wie der Ökoenergieversorger Polarstern messen sich am ressourcenbewussten Handeln.
Mehr zu uns als Social BusinessIndex bewertet Staaten nach Nachhaltigkeit.
Bislang wurde die Entwicklung von Staaten nach dem Human Development Index (HDI) bewertet. Dieser Indikator sagt etwas über den Lebensstandard in einem Land aus, quasi eine Art Wohlstandsindikator. Es geht vor allem um Lebenserwartung, Gesundheitsversorgung, Ausbildung und Kaufkraft. Er ignoriert aber, mit welchen Konsequenzen diese Entwicklung für das Klima und die Umwelt einhergeht. Um dieses Paradox aufzuzeigen, hat der Anthropologe Jason Hickel den Sustainable Development Index (SDI) konzipiert, der mehr über den ökologischen Fußabdruck einer Nation aussagt.
Deutschland auf Rang 140 – Costa Rica auf Platz 1.
Auf Platz 1 liegt Costa Rica, vor Sri Lanka und Georgien. Die besonders "entwickelten" Länder wie in Europa, die USA oder Australien liegen auf den hintersten Plätzen. Deutschland belegt im SDI-Ranking nur Platz 140 von 165 Nationen, Japan ist 145. und die USA liegen auf dem 160. Platz. Schlusslicht im SDI-Index ist der Stadtstaat Singapur.
Ausgewählte Länder des Sustainable Development Index:
Land | SDI-Wert* | HDI-Wert** |
---|---|---|
Costa Rica | 0,850 | 0,810 |
Brasilien | 0,747 | 0,765 |
Kambodscha | 0,640 | 0,594 |
Madagaskar | 0,568 | 0,528 |
Frankreich | 0,490 | 0,901 |
China | 0,461 | 0,761 |
Deutschland | 0,351 | 0,947 |
Japan | 0,310 | 0,919 |
USA | 0,163 | 0,926 |
Katar | 0,154 | 0,848 |
*aktuellste Werte von 2019
**aktuellste Werte von 2020
Die Länder des globalen Südens bekommen den Klimawandel stärker zu spüren als wir, obwohl ihr ökologischer Fußabdruck meist viel besser ist. Dazu gehört auch Madagaskar, wo Dürren und Hungersnöte leider keine Seltenheit sind. Deshalb bringen wir gemeinsam mit unserem Partner Africa GreenTec erneuerbare Energie und Infrastruktur nach Madagaskar – für mehr saubere Solarenergie und weniger fossilen Ressourcenverbrauch. Als Kund:in von Polarstern unterstützt du diese weltweite Energiewende mit jeder verbrauchten Kilowattstunde Ökostrom oder Ökogas.
Unser Engagement in Madagaskar